I WANNA CONTACT THE LIVING – Das Gespenstische von Canterville
Ein uralter Fluch, ein unheimliches Schloss und eine verlorene Seele, die darin ihr Unwesen treibt. Das Gespenst von Canterville wartet nur darauf, arglose Opfer in den Wahnsinn zu treiben; verdammt dazu, einzig durch den Spuk mit anderen in Kontakt treten zu können. Das Problem: Die neuen Mieter*innen des Schlosses sind vollkommen unbeeindruckt. Der Grusel, jenes doch eigentlich urmenschliche Gefühl, scheint bei der modernen Familie nicht richtig zu funktionieren. Immer verzweifelter rasselt das Gespenst die Ketten, in der Hoffnung, eine Reaktion hervorzurufen und greift zunehmend hilflos auf alles zurück, was die verschiedenen Horror- und Gruselgenres in den Jahrhunderten so angehäuft haben.
Ausgehend von Oscar Wildes Erzählung fragt sich Autorin und Regisseurin Katharina Grosch mit ihrem Team: Kann sich eine vollkommen aufgeklärte Gesellschaft noch gruseln? Und wenn nicht, warum haben dann trotzdem alle Angststörungen und Panikattacken? Im Angesicht von so vielen realen Schreckensszenarien hat sich eine gewisse Apathie eingeschlichen, die das einsame Gespenst verzweifelt aufzurütteln versucht. Wenn alle Horrorfilme geschaut, alle Traumata vermeintlich austherapiert sind und noch die bedrohlichsten Nachrichten müde beim Frühstück weggescrollt werden, wo ist da noch Platz für den Grusel und ist er am Ende nicht lebenswichtig für das menschliche Zusammenleben? Wer sich gruselt, rückt schließlich näher zusammen.