Der blinde Fleck

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs öffnen der Trauma- und Stressexperte Louis Lewitan, Sohn von Schoah-Überlebenden, und der Journalist Stephan Lebert den Giftschrank der deutschen Erinnerung: In ihrem Buch "Der blinde Fleck. Die vererbten Traumata des Krieges – und warum das Schweigen in den Familien jetzt aufbricht" (Heyne) fragen sie die Nachgeborenen, was sie von ihren Familien über die Jahre 1933 bis 1945 wissen. 
Auf der Bühne des Münchner Volkstheaters sprechen Louis Lewitan und Stephan Lebert mit der Moderatorin Amelie Fried, dem Kabarettisten, Autor und Musiker Andreas Rebers und Louis Lewitans Tochter Joëlle über die ebenso schwierige wie befreiende Auseinandersetzung mit der Last der eigenen Familiengeschichte und über die Bedeutung von Erinnerungskultur heute.
Die Schoah und das Ende des Zweiten Weltkriegs liegen weit zurück, es leben nur noch wenige Zeitzeug:innen. Ihre Vergangenheit jedoch hinterlässt bis heute Spuren in den Familien. Geprägt durch eine Katastrophe, die sie nicht selbst erlebt haben, tragen viele Nachkommen im Land der Täter und Mitläufer seelische Narben, deren Ursachen sie oft nur vage kennen. In vielen Familien sind bleiernes Schweigen, verdrängte Erinnerungen, wohlgehütete Geheimnisse, hartnäckige Lügen allgegenwärtig – ein erdrückendes Erbe, dessen Gift bis heute wirkt. 
Doch der Panzer des Schweigens bricht auf: Da sie keine Konfrontation mit den Großeltern oder Eltern mehr fürchten müssen, recherchieren immer mehr Menschen ihre Familiengeschichte und spüren nach, wie diese ihr eigenes Leben beeinflusst hat. Anhand von rund einhundert Gesprächen mit Betroffenen, darunter auch Andreas Rebers, schreiben Louis Lewitan und Stephan Lebert über die "blinden Flecken" und die Chancen, die in der Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte liegen. Ein aktueller Beitrag zur deutschen Erinnerungskultur.

Moderation: Amelie Fried
Musik: Andreas Rebers

In Kooperation mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München & Obb. und dem Heyne Verlag
 

Di 24 Jun 2025
20:00 Uhr Bühne 3