Hundemüde!

Die Regisseur*innen der Spielzeit beantworten einen Fragebogen zur Nacht. Diesmal mit Regisseurin Anna Marboe.

Rubrik

Wann gehst du in der Regel zu Bett?
Immer unterschiedlich, echt. Eigentlich bin ich müde, sobald es dunkel wird. Aber es brennt ja meistens noch Licht, da wo man ist, nach Sonnenuntergang. 

Fällt es dir leicht, in den Schlaf zu finden?
Ja, sehr leicht, zu leicht. Ich bin beim Europe-Konzert eingeschlafen und einmal in der Fahrstunde an einer roten Ampel. Ich hab mir damals in der Schule einen Fidget Spinner gekauft weil ich immer einschlafe, wenn ich zu lange sitze, und eine Spur länger durchhalte, wenn meine Hände irgendwas machen. Den verwende ich jetzt noch manchmal im Theater. Aber wenn ich mal nicht schlafen kann, höre ich griechische Sagen. 

Anna Marboe (c) Michèle Pauty

"Eine Nacht drüber schlafen" – hilft dir das bei schwierigen Entscheidungen?
Nein. Ich träum dann die ganze Nacht von der Entscheidung, wäge im Dämmerzustand pro und contra ab, schlafe voll schlecht, habe im Traum vielleicht kurz das Gefühl, dass ich jetzt eine urgute Lösung hab, aber in der Früh wach ich auf, bin extrem müde, schlecht drauf und noch viel unentschlossener als davor.

Arbeiten im Theater blockiert viele Abende. Nervt dich das manchmal?
Nein. Es würde mich viel mehr nerven, wenn das Theater in der Früh wär. 

Von was hast du zuletzt geträumt?
Ich erinnere mich immer. Erst kürzlich träumte ich von einer getigerten Katze, mit der ich spiele. Auf dem Bauernhof gibt es 390 Katzen; die alte Bäuerin, die meiner Oma zu ähnlich schaut, um es nicht zu sein, ist zugleich Bäckerin und leitet eine Anker-Filiale, in der ich mir gerade noch einen Kaffee und ein Kipferl gekauft hatte. Sie sagt zu mir, ich könne die Katze gerne mitnehmen, es gäbe so viele, sie muss sie immer ertränken. Ob sie auch eine jüngere Katze habe, frage ich. Nein, habe sie nicht, sagt die Bäuerin bedauernd. Die Katze frisst meine Feldmaus, die mich bis zu diesem Punkt im Traum als Haustier begleitet hatte, und sprechen konnte, bevor sie gefressen wurde. Vielleicht ist das jetzt meine Katze, denke ich, vielleicht ist ein Tier, das ein anderes Tier getötet hat dass ich mal geliebt habe, jetzt irgendwie mit mir verbunden. Ein Schmetterling landet auf meinem Aug, er ist so groß, dass er mir die gesamte Sicht verdeckt und mein Gesicht. Ich frag den Thomas, ob das da ein Schmetterling ist in meinem Gesicht, weil ich ihn ja nicht sehen kann, er ist ja über meinem Aug, der Schmetterling. Was denn ich glaube, was das sonst sein soll, lacht der Thomas weil ER kann den Riesenschmetterling natürlich sehen, in seinem Aug is er ja nicht. Ich seh nur dunkel. Der Clemens ist auch da, er hat unendlich viel zu tragen und muss zur U-Bahn, am Fuße des Hügels auf dem der Bauernhof ist. Der Clemens ist Cellist und schleppt immer sein Instrument und einen kleinen Rollkoffer für den Pedaltrain mit sich rum, und vorne an ihm dran hängt sein Rucksack. Der Koffer schaut aus wie Ironman. So viel weiß ich noch, ich will ihm tragen helfen, aber er lässt mich nicht. 
Die Laura zieht um, sie war mit mir in der Grundschule. Ich bekomme einen Schlüssel für ihre Wohnung und fühle mich gerührt. Wir tragen Möbel. Das Ende der Kindheit

Durch die Nacht mit Anna Marboe

Welchen Traum hast du dir zuletzt verwirklicht? Welchen Traum würdest du gern verwirklichen?
Ich hab Italienisch gelernt und mir einen Staubsauger gekauft. Beides hatte ich schon sehr lange vor.
Ich würde gerne die Pyrenäen überqueren. 

Bist du nachts besonders kreativ?
Nein. In der Nacht denke ich das zwar, aber bei Tageslicht schaut das dann alles ganz anders aus. 

Bist du schon mal schlafgewandelt?
Nein. Ich rede viel im Schlaf und singe, aber ortsmäßig verhalte ich mich unauffällig.

Anna Marboes Inszenierung "europa flieht nach europa" von Miru Miroslava Svolikova ab 25. Mai 2023 im Münchner Volkstheater zu sehen.