VOLKSSHOW GOES ON
Datum
Text: Moritz Hürtgen
Wenn Sie zu einer Ausgabe der Volksshow kommen, warten Sie bitte geduldig auf Einlass, lassen Sie sich nicht beim Reinschmuggeln der Tüte Chips erwischen, setzen Sie sich auf den für Sie vorgesehenen Platz – und dann geht’s auch schon los. Das Licht geht aus, auf der Leinwand läuft als Warmup ein kleiner Film aus schriftlichen Nachrichten und Anweisungen (bitte Folge leisten), untermalt von einem GEMA-freien Musikstück namens "Funny Organ" (lustige Orgel). Und dann muss ich raus auf die Bühne!
Die ersten fünf Minuten sind für mich als Moderator am schwierigsten, denn ich mache "Standup" und muss den Text, den ich mir wenige Stunden zuvor grob ausgedacht habe, einigermaßen unfallfrei aufsagen. Meist gelingt es und der anstrengende Teil des Abends ist für mich vorbei. Danach darf ich nämlich an meinem Showtisch Platz nehmen und mich am Laptop durch den satirischen Nachrichtenüberblick klicken, den ich Ihnen präsentiere, bevor die Show zur Hauptsache kommt: den Gästen.

Die aktuelle Spielzeit ging im vergangenen Oktober schon gut los mit Maria Muhar aus Wien, die Kunstfigurenkabarett auf einem Niveau betreibt, das man eigentlich in der glorreichen Vergangenheit des Genres verortet. Nach ihr kam am selben Abend Max Kersting auf die Bühne, der sich aus Schätzen alter Privatfotografien (z.B. vom Flohmarkt) bedient und sie mit wirklich irrsinnig witzigen Zeilen und Sprechblasen versieht.
Im November kam die unglaubliche Autorin Ilona Hartmann mit ihrem Roman "Klarkommen" im Gepäck und Expertise zum Thema Kreuzfahrt, das wir im Talk ausführlich beleuchten konnten. Weil es die zehnte Ausgabe der Volksshow war, gab es außerdem zum ersten Mal einen musikalischen Gast, nämlich die Hamburger Perle Albrecht Schrader am Klavier.
Im Dezember wollte ich zur besinnlichen Zeit kein Risiko eingehen und habe die beiden unchristlichsten Autor*innen eingeladen, die ich aus meiner Zeit bei "Titanic" kenne. Leo Fischer und Paula Irmschler haben München die Leviten gelesen und für Erstaunen auf den Rängen der Bühne 2 gesorgt: Wie kann man nur so gut schreiben?
Die Volksshow, das ist: Moderne Satire und schöner Blödsinn, Talk, Aktion ...
Zum Neujahrsempfang wurde im Januar erneut Musik geboten, und zwar von Friedemann Weise aus Köln, dessen Auftritte elektrisieren. Text, Gesang, Gitarrenspiel, Bewegung – alles an ihm ist lustig. Es gab an diesem Abend nur eine, die daneben ebenso glänzen konnte: Anja Rützel mit ihrem Traumtagebuch und Wissenswertem aus der Welt des Trash-TV.
Auf die ganz große Bühne des Volkstheaters durfte die Volksshow im Februar zum zweiten Mal. Und zwar weil die Stargäste Giulia Becker und Hauck & Bauer ausreichend Publikum mitbrachten. Giulia klärte u.a. über die wichtigsten Wanderregeln auf, das Cartoonduo über eine Partei nur aus Nackten. Man kann sagen: Man muss dabei gewesen sein! Bzw. nicht, weil die Volksshow an diesem Abend erstmals professionell aufgezeichnet wurde.
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Wenige Wochen später im März gab der begnadete Illustrator Renke Brand dem Publikum, der Autorin Özge Inan und mir einen Live-Kursus für das optimale Autorenfoto. Zuvor hatte Özge aus ihren treffsicheren Kolumnen gelesen und Renke komischste Comics gezeigt.
Nach einer Verschnaufpause im April stürmten im Mai zwei lebende Internetlegenden die Bühne der Volksshow: Die Meme- und Reelkünstler*innen Svea Mausolf und Timur lösten unter den Zuschauer*innen einen Hype aus, wie ich ihn bisher nicht erlebt habe. Nach der Performance der beiden bildeten sich im Foyer lange Selfieschlangen am Büchertisch. Toll!
Apropos Bücher: Vor wenigen Wochen, Anfang Juni stellte Kurt Prödel seinen jüngst erschienenen Bestseller "Klapper" vor, während Anna Dushime exklusiv Auszüge ihres im Herbst erscheinenden Band "1000 letzte Dates" gab. Allen Anwesenden wurde klar: absolute Pflichtlektüren.
Und das war’s für diese Spielzeit – fast! Denn eine große Volksshow gibt es noch vor der Sommerpause. Am Freitag, den 4. Juli kommen die fantastische "Deutschland3000"-Moderatorin Eva Schulz und mein liebster Deutschrapper Fatoni für ein garantiert fulminantes Saisonfinale zur Volksshow. Eine unglaublich tolle Kombi, meine ich! Und Sie bitte ich, auch zu kommen. Es gibt noch Karten, greifen Sie nur zu! Fliehen Sie vor der Hitze ins klimatisierte Schauspielhaus.
Ein Hort der Wholesomeness!
Die Volksshow, das ist: Moderne Satire und schöner Blödsinn, Talk, Aktion und die Auftritte von immer zwei Künstler*innen, die bei bisher 16 Ausgaben der Show stets für Begeisterung sorgten. Mit dem Ende der zweiten Spielzeit werden bisher 34 Bühnengäste die Volksshow bereichert und geprägt haben. Dank ihnen und dem ehrlichen extrem lebenswerten Publikum ist dieses Format am Münchner Volkstheater für mich das bisher Schönste, das ich künstlerisch unternehmen durfte. Ein Hort der Wholesomeness!
Ich freue mich irrsinnig darüber, für den kommenden Herbst schon erste fantastische Gäste gewonnen zu haben. Geballte Starpower und die Besten aus den interessantesten Nischen komischer Kunst. Aber dazu ein andermal mehr …
Bis bald, bis zum 4. Juli bei der Volksshow mit Fatoni und Eva Schulz!