Die Mauereidechse

Ausgabe 2, Januar 2019

Im südlichen Teil des Viehhofs, wo die Hochbeete der urbanen Gärtner stehen und alte Bahngleise verlaufen, haben Mauereidechsen einen neuen Lebensraum gefunden. Die Tiere sind braun, grau oder grün gefärbt und am Bauch weiß, gelb oder rot. Manche sind gefleckt oder getüpfelt, manche nicht. Man kann sagen: die Mauereidechse ist ein ziemlich bunter Hund. Vielleicht hat sie auch nur lang genug auf den Grafitti-Wänden im Viehhof gesessen und sich im Lauf der Jahre der Kunst angepasst? Man weiß es nicht.

Was auch nur echte Experten wissen: weshalb die Mauereidechse bei Bauvorhaben mal stärker, mal nicht so stark geschützt ist. In Stuttgart blockieren 6000 Mauereidechsen den Neubau eines Abstellbahnhofs im Projekt Stuttgart 21. Die Bahn würde die Population gerne umsiedeln, findet aber keine Ausgleichsfläche, weil alle potentiellen Habitate bereits bewohnt sind: von anderen Mauereidechsen. Am Viehhof gibt es solche Probleme nicht: Das Volkstheater darf bauen und die Mauereidechse darf bleiben. Das sonst so strenge Naturschutzgesetz schützt eingewanderte Populationen nicht mehr so stark. Die Eidechsen im Viehhof haben sich zudem mit Unterarten vermischt und sind damit noch bunter als gedacht.