Zwei Schilder mit der Aufschrift Südvieh lehnen neben einer Europalette an der Wand.

Kommunistischer Widerstand im Schlachthofviertel

Wenige Monate nach der "Machtergreifung" Hitlers 1933 entstanden in ganz München Stadtteilgruppen kommunistischer Widerstandskämpfer*innen. Die größte Gruppe war im Schlachthofviertel aktiv.

Autor: Tobias Obermeier

Unweit des Münchner Volkstheaters, genauer gesagt in der Schmellerstraße zwischen Pocci- und Tumblingerstraße, befand sich in der Frühphase des Nationalsozialismus der Dreh- und Angelpunkt des kommunistischen Widerstands in München. Die damalige Gastwirtschaft "Zur Reichskrone" war das Vereinslokal des KPD nahen Arbeitersportverbands "Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit" dem fast alle Münchner Parteimitglieder angehörten. Kurz nach dem Hitler im Januar 1933 an die Macht kam, mussten die Kommunist*innen untertauchen. Die Gastwirtschaft diente dabei als konspirativer Treffpunkt. Spuren davon gibt es heute nicht mehr. In den ehemaligen Räumen des Wirtshauses befindet sich bis heute ein Restaurant - "Die Goldmarie".

Die Aktivitäten beschränkten sich vor allem darauf, im Naziregime illegale Bücher, Flugblätter oder Zeitschriften einzuschmuggeln und zu verteilen.

Die Führung der Münchner KPD wurde nur wenige Wochen nach der "Machtergreifung" Hitlers zerschlagen. Die Parteifunktionäre kamen ins Gefängnis oder in das KZ Dachau. Doch innerhalb weniger Monate versammelten sich die Parteimitglieder neu und gründeten in verschiedenen Stadtteilen Münchens einzelne Widerstandsgruppen. Die größte und aktivste dieser Gruppen agierte im Schlachthofviertel um den Hilfsarbeiter Johann Dasch. Große Widerstandsaktionen waren aufgrund der massiven Verfolgung kaum möglich. Sie mussten ihren Widerstand im Untergrund fortsetzen – und schmuggelten illegale Bücher, Flugblätter oder Zeitschriften ein und verteilten sie in der Stadt. Eine der wichtigsten Zeitungen war die "Neue Zeitung" der Bayern-KPD, das Zentralorgan der KPD Südbayerns. Sie wurde illegal an verschiedenen Standorten in München, u.a. im Asamhaus in der Sendlinger Straße, produziert und durch die Gruppe um Dasch in der Stadt verteilt. Dies war wegen der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden, äußerst riskant. Trotzdem gelang es der Partei, die Zeitung bis zum Sommer 1934 zu produzieren. Im August 1934 wurden die Widerstandskämpfer*innen vermutlich verraten. Sie wurden durch die Bayerische Polizei festgenommen und in das KZ Dachau gebracht.

Polizeifoto einer illegalen Druckerei der "Neuen Zeitung" in der Rottenbucher Straße 25, August 1933. Quelle: Kulturgeschichtspfad Sendling-Westpark

Die Führung der Münchner KPD wurde nur wenige Wochen nach der "Machtergreifung" Hitlers zerschlagen. Die Parteifunktionäre kamen ins Gefängnis oder in das KZ Dachau. Doch innerhalb weniger Monate versammelten sich die Parteimitglieder neu und gründeten in verschiedenen Stadtteilen Münchens einzelne Widerstandsgruppen. Die größte und aktivste dieser Gruppen agierte im Schlachthofviertel um den Hilfsarbeiter Johann Dasch. Große Widerstandsaktionen waren aufgrund der massiven Verfolgung kaum möglich. Sie mussten ihren Widerstand im Untergrund fortsetzen – und schmuggelten illegale Bücher, Flugblätter oder Zeitschriften ein und verteilten sie in der Stadt. Eine der wichtigsten Zeitungen war die "Neue Zeitung" der Bayern-KPD, das Zentralorgan der KPD Südbayerns. Sie wurde illegal an verschiedenen Standorten in München, u.a. im Asamhaus in der Sendlinger Straße, produziert und durch die Gruppe um Dasch in der Stadt verteilt. Dies war wegen der ständigen Gefahr, entdeckt zu werden, äußerst riskant. Trotzdem gelang es der Partei, die Zeitung bis zum Sommer 1934 zu produzieren. Im August 1934 wurden die Widerstandskämpfer*innen vermutlich verraten. Sie wurden durch die Bayerische Polizei festgenommen und in das KZ Dachau gebracht.

Die KPD hatte in München nur wenige Mitglieder. 1932 zählte sie 3.500, von denen nicht einmal Dreiviertel den Mitgliedsbeitrag zahlten. Der Zusammenhalt der Widerstandskämpfer*innen war hingegen groß. Nicht wenige standen in einem familiären Verhältnis. Unter ihnen gab es auch einige Frauen. So schreibt die Historikerin Marion Detjen: "Viele wurden durch ihre Ehemänner und Partner involviert, manche ergriffen aber auch eigenständig die Initiative, wie Kreszenz Schillinger, die im Dezember 1935 auf den Anführer der kommunistischen Gruppe im Schlachthofviertel zuging und ihm mitteilte, sie wolle ‚für die Partei durch Veranstaltungen von Sammlungen für die Rote Hilfe und sonstige Mitarbeit bei der Schriftverbreitung selbst tätig werden.‘" Neben Johann Dasch sorgten vor allem die Kellnerin Katharina Haag und ihre Schwester Josefine für die Verteilung der Schriften im Viertel.

Das Schlachthofviertel war ein besonderes Milieu, das einen starken politischen Zusammenhalt aufwies.

Die Größe und die rege Aktivität der Gruppe im Schlachthofviertel hing vor allem mit der Besonderheit des Viertels zusammen, zu dem neben dem Schlachthof auch das benachbarte Arbeitsamt, der damalige Südbahnhof und die Großmarkthalle gehörten. In der Gegend gab es kaum Industrieunternehmen, dafür aber eine Vielzahl an kleinen Handwerksbetrieben, die als Zulieferer für die mechanische Ausstattung des Schlachthofs und der Großmarkthalle tätig waren. Sowohl der Schlachthof als auch die Großmarkthalle boten mit ihrem wechselnden Bedarf an Arbeitskräften Arbeitslosen und Gelegenheitsarbeiter*innen ein Einkommen. Zudem war das Viertel damals „ein urbanes und nicht zuletzt aufgrund zahlloser Gastwirtschaften und Stehausschänken sehr lebendiges und kommunikatives Viertel“, wie es der Historiker Hartmut Mehringer formuliert. All das machte das Schlachthofviertel zu einem sehr außergewöhnlichen Milieu, das einen starken politischen Zusammenhalt aufwies und von den Behörden nur schwer zu kontrollieren war.

Aufgrund der massiven politischen Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten, war die Widerstandsgruppe im Schlachthofviertel jedoch nur wenige Jahre aktiv. Im Sommer 1935 flog sie auf. 75 Personen wurden festgenommen und zu sog. "Gefängnis- oder Zuchthausstrafen" zwischen vier Monaten und vier Jahren verurteilt. Viele wurden zum Tode verurteilt oder ins Konzentrationslager deportiert. Der Bayerischen Politischen Polizei, der späteren Gestapo, gelang dies mit der Hilfe des Spitzels Max Troll, der unter dem Decknamen "Theo" jahrelang im kommunistischen Widerstand in München tätig war und sich auch in die Gruppe im Schlachthofviertel hineinschlich. Troll denunzierte hunderte von Widerstandskämpfer*innen der verschiedenen Stadtteilgruppen.

Nach den Massenverhaftungen 1935/36 wurde die kommunistische Opposition in München über Jahre politisch verfolgt und massiv unterdrückt. Erst mit dem Kriegsende fanden sich langsam wieder Wege, kommunistischen Widerstand zu organisieren.

Seit dem Umzug an unseren neuen Standort im Oktober 2021 beschäftigen wir uns in mehreren Teilen mit der Geschichte des Schlachthofs in der Tumblingerstraße und unserer neuen Nachbarschaft. Alle Artikel finden Sie hier auf unserem Blog.