The Dan Daw Show

Wie sähe die Welt aus, wenn alle so aufmerksam aufeinander wären? Wär doch nicht schlecht das mal zu üben.

Daniel Cremer über "The Dan Daw Show"

Text: Daniel Cremer

Ich muss hier nicht sitzen. Auch die beiden Performer haben sich frei entschieden, heute hier zu sein.

"Wenn Dir das hier zu viel ist, oder wenn ich Dir zu viel bin, freue ich mich, wenn Du gehst; keine Scham, kein Urteil – nichts von dem Quatsch", sagt Dan Daw. Ich soll heute Abend nicht überwältigt werden, und wenn, dann nur konsensuell – in gegenseitigem Einvernehmen. Ich darf heute Abend Verantwortung übernehmen für meine persönlichen Trigger und den ganzen Scheiß, der aufkommt, weil ich es nicht gewöhnt bin, "einen 38-jährigen Cripin seiner Kraft zu sehen". Das wird mir zugemutet. Dan Daw mutet sich mir zu. So klar, so selbstbestimmt, so zugewandt, dass ich es als Geschenk empfinde. Er mutet mir zu, dass er Lust hat, dominiert zu werden, dass er gerne eine "messy bitch" ist, dass es sein Begehren ist, ein submissive2 zu sein.

Ich habe all das hier auf die Beine gestellt, damit ihr mich auf diese Weise sehen könnt.
Dan Daw

Ich darf also heute Abend einen männlich gelesenen Körper dabei beobachten, wie er sich einem anderen Körper hingibt. Was ein männlich gelesener Körper sonst nie tut, weil ihn genau das zu einem weiblich gelesenen Körper macht. Das bringt schon mal ein paar Gewissheiten zum Einsturz: Wie sieht das aus, wenn ein Mensch, zumal ein männlich gelesener, "in seiner Kraft" ist? Was ist seine Souveränität? Wird er mich mit seiner Lautstärke und Intensität überrollen, wird er meine Wünsche nach einer männlichen Autoritätsperson bedienen und dabei bloß keine Schwäche zeigen? Tänzerische Perfektion darbieten, die mich sofort zu seinem Fan macht? Letzteres wird er, zusammen mit seinem Bühnenpartner Christoph Owen. Ansonsten liegt seine Kraft in der großzügigen Geste, in aller Öffentlichkeit immer wieder an die Grenzen seiner Handlungsfähigkeit zu stoßen und sich voll in die Hände eines anderen zu begeben.

Vorhang auf, Verfolgerspot, triumphale Einzugsmusik. Auftritt Dan Daw. Da steht ein Entertainer, der augenscheinlich nicht vorhat, mich zu manipulieren. Der keine Gefolgschaft, keinen Gehorsam verlangt. Sein Leadership3 besteht darin, dass er sein Begehren, ein sub zu sein, vollkommen bewohnt und sich heute Abend auf offener Bühne von seinem Tänzerkollegen dominieren lässt. Ich darf einer Kink-Szene4 beiwohnen, beziehungsweise ich bin sogar irgendwie Teil davon. Denn auch mir wird ein Safeword zugestanden – ein Wort, das mir erlaubt, Stopp zu sagen, wenn ich wirklich nicht mehr will (denn vielleicht gehört es zu meinem Kink, dass ich vergeblich um Hilfe rufen will, weshalb "stopp" oder "nein" nicht taugen.) (Vielleicht ist es sogar mein Kink, mir Dinge auf der Bühne anzuschauen, die mich ein bisschen angreifen und die ich offiziell nicht sehen will?) Auch ich darf also meine Limits testen. Im vorher abgesteckten Rahmen: Bestimmte Praktiken (z. B. solche, die extremen Schmerz verursachen oder bei denen Blut fließt) werden ausgeschlossen. Das Maximum von Lautstärke und Helligkeit wird vorher demonstriert. Es ist sofort fühlbar, dass die gesprochenen Worte vorher genau abgewogen wurden.

In diesem Raum herrscht Fürsorge.

Und ich darf heute Abend nicht nur einen männlichen Körper dabei beobachten, wie er sich hingibt. Sondern eben einen männlichen Crip-Körper. Dans Hingabe ist eine widerständige Geste. Denn welche Art von Selbstermächtigung ist gesellschaftlich vorgesehen für einen behinderten Körper auf einer Bühne? Meistens eine, die dem nicht-behinderten Publikum als Schauobjekt und Projektionsfläche für eigene Erlösungs-fantasien dient, auch "Inspiration Porn"6 genannt: Die Sportlerin mit Prothesen, über deren tragischen Unfall man lieber berichtet als über ihre sportlichen Leistungen. Die paternalistische Bekundung, dass es ja ganz schön mutig sei, dass diese zwei Menschen mit Behinderungen heiraten oder Sex haben oder zusammenwohnen wollen oder sich sonst etwas gewöhnlich Menschliches wünschen. Der Mensch im Rollstuhl, der "trotzdem" das Leben genießt und damit zum Vorbild gemacht wird.

The Dan Daw Show

The Dan Daw Show

The Dan Daw Show

The Dan Daw Show

The Dan Daw Show

The Dan Daw Show

Die reale Marginalisierung von Menschen mit Behinderung darf dann nicht so sehr eine Rolle spielen wie die Sehnsucht des Publikums, sich als guter Mensch zu fühlen, dem Menschen mit Behinderung auf die Schulter zu klopfen und ihn halt "inspirierend" zu finden, sie:ihn sogar zu überhöhen und dadurch zum Objekt zu machen: Du bist hier um mich zu inspirieren.

Dem verwehrt sich das Setup der "Dan Daw Show" vollständig. Seine künstlerische Strategie ist hoch inspirierend, nur nicht auf Kosten seiner Selbstbestimmtheit. Er legt fest, was seine Form von Empowerment ist. Auch gegen Tokenism scheint diese Show imprägniert zu sein. Tokenism bezeichnet die Tendenz zum Beispiel kultureller Institutionen, Menschen aus marginalisierten gesellschaftlichen Gruppen zu engagieren, um auf der repräsentativen Ebene ein Level von Diversität abzubilden, das in der Realität der Institution so gar nicht existiert und auch deren Strukturen unangetastet lässt.

Dan dreht das um und sagt über seinen nicht-behinderten Bühnenpartner, Chris sei hier, damit die von uns, die so sind wie er, sich auch auf der Bühne repräsentiert fühlen. Uff, ertappt. Großzügig. Gemein? Entspannend. Es ist klar, wer hier in charge ist. Dan Daw ist der künstlerische Leiter von Dan Daw Creative Projects, seiner Theaterkompanie. Und er hat Chris engagiert, "um uns dabei zu helfen zu verstehen, warum ich eine Show über mein Begehren, gefickt zu werden, mache, in einer Gesellschaft, die darauf aufbaut, dass Menschen mit Behinderung generell gefickt sind." So sagt er in seiner Show. Und ja, es ist eine Show Musik. Licht. Bewegung. Präzise und rauschhaft. Es gibt sogar einen Moment, der sich anfühlt wie in einer Las-Vegas-Zauberer-Darbietung. Aber den werde ich nicht spoilern. Wobei ich das Gefühl habe, dass es sowieso nicht um einzelne Programmpunkte geht.

Hier geht es um Beziehung.

Die Aufführung hat einen langsamen Puls. Nichts wird übereilt, kein Effekt wird durch Schock, plötzliche Bewegung oder oberflächliche Intensitätsmarker erzielt. Es ist immer genug Raum, um die Polarität von dom und sub und die sexy Wechselwirkungen dieses klar definierten Rollenspiels genau, geradezu körperlich wahrzunehmen. Ich kriege immer wieder Gänsehaut. Zum Beispiel wenn Chris die Bühne betritt und sagt, er sei "Ready to go" und Dan antwortet knapp: "Hot". Christoph Owen alias KrisX steht da entspannt. Er ist klar ausgerichtet auf Dan, seinen sub. Absolut aufmerksam, ohne fixiert zu sein. Seine Präsenz strahlt wie ein Scheinwerfer auf Dan Daw, dessen Show das hier schließlich ist. Und ich stelle mir vor, eine ziemliche Vorfreude, Erregung, ein Gekitzeltsein bei Dan wahrzunehmen. Das Spiel kann losgehen.

Die öffentliche Wahrnehmung von BDSM ist ziemlich weit weg von der tatsächlichen Schönheit des Aufeinanderbezogenseins, die hier praktiziert wird.

Die öffentliche Wahrnehmung von BDSMist ziemlich weit weg von der tatsächlichen Schönheit des Aufeinanderbezogenseins, die hier praktiziert wird. Hier ist nicht einfach einer Täter und der andere Opfer, es geht nicht ums Leiden oder um Schmerz. Was in anderer Rahmung Gewalt sein könnte, wird zu Impact Play – dem Spiel mit den verschiedenen Weisen, einander in Intensität zu begegnen. Und gerahmt ist das Ganze von einer hochachtsamen Kultivierung von Kommunikation und Verbindung. Es geht darum, das einzufordern, was ich brauche um mich sicher und zugleich angeregt zu fühlen. Um Klarheit und Transparenz.

Um Zugewandtheit. Ohne diese Elemente ist es nicht ratsam, sich in das Gebiet von messy8 Begehren und potenziellem Trauma zu bewegen. Dan und KrisX tauchen den gesamten Raum in diesen hoch aufmerksamen Zustand. Die beiden verlieren nie den Kontakt zum Publikum, auch wenn sie so tief in ihr Spiel versinken. Egal wie sehr mein aufmerksamkeitsökonomisch ruiniertes brain nach Meta-Verweisen sucht und ungeduldig darauf wartet, irgendwas entschlüsseln zu können – ich kann, wenn ich in dieser Show sitze, nicht davon wegsehen, dass alles Leben auf wechselseitiger Abhängigkeit beruht, auf Beziehungen und deren Gestaltung. Wie sähe die Welt aus, wenn alle so aufmerksam aufeinander wären? Wär doch nicht schlecht, das mal zu üben. Dan Daw sagt in unserem Gespräch, dass Aufmerksamkeit und Fürsorge füreinander auch den Raum bestimmen, den er in seinen Proben und in der Arbeit mit seiner Company zu etablieren sucht. Welchen Sinn sollte es auch haben, auf der Bühne einen auf achtsam und hochsensibel zu machen, während in den Proben das altbekannte Regime von Verwertungslogik, Druck und überkommenen Hierarchien herrschen?

Welchen Sinn sollte es auch haben, auf der Bühne einen auf achtsam und hochsensibel zu machen, während in den Proben das altbekannte Regime von Verwertungslogik, Druck und überkommenen Hierarchien herrschen? 

Als jemand, der seit vielen Jahren mit mehr oder weniger Erfolg versucht, Dinge wie Wertschätzung, Machtkritik und Fürsorge ins deutsche Stadttheatersystem zu schmuggeln, fühle bei ich mir immense Freude aufsteigen, wenn Dan mir davon erzählt, unter welchen Arbeitsbedingungen er sich wohlfühlt und welche Rahmung er seinen Proben gibt: Jede Stimme im Raum zählt, jedem Nervensystem wird Legitimität zugestanden, jede Form der Imagination fließt mit ein. Dan sagt, natürlich treffe er die letztgültigen Entscheidungen. Aber der soziale Raum ist kein Mittel zum Zweck. Er ist letztendlich alles, was es gibt. Hier liegt ein Schlüssel zu den Formen von Transformation die gerade anstehen, finde ich. Was passiert, wenn ich anerkenne, dass die Institution nicht mehr und nicht weniger ist als die Menschen, die sie mit Leben füllen? Menschen mit Bedürfnissen und Grenzen, mit Behinderungen und Nicht-Behinderungen, machen das Theater der Zukunft.

Klingt so simpel. Ist Hardcore radikal.

Wenn Zukunftsvisionen, gar Utopien einen Sinn haben sollen, dann setzen sie hier an: Räume von Fürsorge, die Lebendigkeit über Effektivität priorisieren und gerade deshalb unfassbar produktiv sind. Arbeitsformen, die das Raum-Zeit- Kontinuum dehnen. Kunst, die aus einem Aufatmen entsteht. "Jeder Mensch hat seine eigene Zeit", steht im dem Manifest, das die Schauspieler:innen des Theaters HORA in Zürich geschrieben haben. Jeder Mensch hat seine eigene Zeit. Dieses Prinzip zu Ende zu denken, bedeutet Science-Fiction für mich. Aber es findet gar nicht in der Zukunft statt. Das Theater HORA arbeitet schon lange so.

Ich kann sogar noch etwas früher kommen und mich in einem Access Meeting eine Stunde vor Beginn der eigentlichen Aufführung schon mal mit allen Elementen der Aufführung vertraut machen, inklusive des Trigger Menus.

Und ich hab es auch hier vor der Nase, während ich diese Show anschaue. Mir wird Zeit gegeben, auch als Zuschauer:in. Ich kann sogar noch etwas früher kommen und mich in einem Access Meeting eine Stunde vor Beginn der eigentlichen Aufführung schon mal mit allen Elementen der Aufführung vertraut machen, inklusive des Trigger Menus (also der Dinge, die im Laufe der Show passieren, auf die ich eventuell gern vorbereitet wäre). Ich darf mir sogar schon einen Platz entsprechend meiner Bedürfnisse auswählen. Es gehört mittlerweile zum gängigen reaktionären Repertoire, solche Angebote als Teil einer "woken" Verschwörung zu betrachten. Und auch viele Kolleg:innen fürchten, eine "Obsession" mit Triggerwarnungen und "luschiger" Achtsamkeit würde zwangsläufig darauf hinauslaufen, die Kunst ihrer Radikalität und Kraft zu berauben. Solche Ansätze würden, statt aufzurütteln und wilden Aufruhr anzustiften, aus dem Theater einen kreuzbraven Wellnesstempel machen.

Erstens, was soll das für ein Aufruhr sein, der auf Ausschlüssen basiert? Wieder so eine Revolution, die nicht barrierefrei ist? Wer soll die genau anführen? Die Stärksten, Schnellsten, Lautesten mal wieder? Und zweitens: Es ist meine Wahrnehmung, dass ein Raum von Fürsorge und Dauer erlaubt, dass das Erleben viel tiefer geht. Dass die Fragen drängender werden, weil sie mir wirklich nah kommen. Und, noch mal, dass es wirklich revolutionär wird, wenn wir am Fundament unseres Daseins ansetzen: unseren realen Beziehungen – statt uns ideologisch einen auf große Utopien abzuwichsen, deretwegen am Ende sicher wieder irgendwer geopfert werden muss. Was, wenn einfach alle Teil der Vision sind?

Und was, wenn unsere Bedürfnisse im Zentrum stehen? Die queeren, die angeblich "nebensächlichen", die angeblich nicht-realisierbaren Bedürfnisse? Meine Fantasie setzt sich in Bewegung und rankt sich um diese Fragen, während ich Dan Daws Körper auf der Bühne betrachten darf, der nicht mehr und nicht weniger macht, als seinen Bedürfnissen zu folgen. Dan erzählt mir, dass "The Dan Daw Show" angefangen hat als ein Projekt zum Thema "Inspiration Porn". Schnell wurde es uninteressant, sich allein mit diesen toxischen Dynamiken zu beschäftigen und diese irgendwie zu kritisieren. Dan hat sich gefragt, "wie kann ich mich selbst inspirieren?" Und er hat sich getraut, seinem Team zu eröffnen, dass er sich zum ersten Mal im Kontext seines Kink-Begehrens auf der Bühne zeigen will. Ein zunächst verborgenes, dann transparent gemachtes Bedürfnis hat diese Aufführung initiiert. Deswegen spürt man auch so einen starken Motor in der Show.

Dan stellt dem Theater seinen machtkritischen, von Zugänglichkeit und Fürsorge geprägten Ansatz zu Verfügung: Disabled Leadership.

"The Dan Daw Show" ist auf diese Art universell verstehbar. Denn in allen Menschen leben noch nicht geäußerte Bedürfnisse und Begehren. Alles verändert sich, wenn ich mich traue, nach dem zu fragen, was ich wirklich brauche. Beim Zuschauen wird mir das Ausmaß von Freiheit bewusst, das durch diesen simplen Akt greifbar wird. "Wenn ich mich nur immer so frei fühlen könnte!", ruft Dan zum Ende der Aufführung, in Chris’ Oberkörper gelehnt. Dan und seine Company Dan Daw Creative Projects haben eine dreijährige Partnerschaft mit Kampnagel in Hamburg begonnen. Es geht dabei nicht nur um aufregende neue Arbeiten, die dort entstehen könnten, sondern ebenso sehr um Institutionelle Selbstreflexion. Dan stellt dem Theater seinen machtkritischen, von Zugänglichkeit und Fürsorge geprägten Ansatz zu Verfügung: Disabled Leadership. Auf der Website wird seine "radikale Lust am Neudenken" hervorgehoben. Ich kann kaum erwarten zu sehen, auf welche Weise die mRNA seiner Arbeitsweise die dortige Institution infizieren wird – und wie das Theater im Anschluss potenziell mutiert und sich neu verzweigt. Solche Infektionen und Mutationen werden dringend benötigt.

1) Crip engl. = Krüppel Dan Daw identifiziert sich selbst als Crip, ein wieder-angeeigneter Begriff den manche Menschen mit Behinderung zur Selbstidentifikation verwenden – ähnlich wie queer oder Tunte, die auch mal Schimpfworte waren (und es immernoch sind) und zu stolzen Selbstzuschreibungen wurden.

2) Submissive oder kurz "sub" ist ein Begriff aus dem Sprachgebrauch des BDSM (siehe Fußnote 4) und bezeichnet in einem Spiel um Dominanz und Unterwerfung den:die Spielpartner:in, der:die sich seinem:ihren Gegenüber, dem Dominant, kurz "dom", hingibt.

3) Leadership, abgeleitet von "to lead" = "anführen", bezeichnet im Englischen unter anderem die Fähigkeit, andere anzuleiten, also die Führungsqualitäten eines Menschen. Das betrifft auch die Möglichkeit, auf Basis der eigenen Werte und Visionen Räume zu prägen und anderen Menschen eine Richtung vorzuschlagen.

5) Kink ist ein Oberbegriff für nicht-normative sexuelle Praktiken, Fantasien und Konzepte. Eine KinkSzene kann eine Verabredung zwischen mehreren Spielenden sein, die sich oftmals nach einem zuvor genau ausgehandelten, auf Basis der jeweiligen Bedürfnisse und Grenzen festgelegten Plan treffen, um ihr Begehren auszuleben und Spaß zu haben.

6) Der Begriff Inspiration Porn wurde 2012 von der Komödiantin und Journalistin Stella Young geprägt. Ein TED-Talk von Young zu dem Thema findet sich hier.

7) BDSM ist eine vielgestaltige Abkürzung, gebildet aus den englischen Bezeichnungen "Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism". Der Begriff entstand zunächst in den 1990er Jahren in der Alltagskultur und wird inzwischen auch in der wissenschaftlichen Literatur verwendet, um sexuelle und sexualisierte Spielformen zu bezeichnen, in denen es im weiteren Sinne um Dominanz und Unterwerfung, Lustschmerz und Fesselspiele geht.

8) Messy kann vieles bedeuten. Unter anderem "unordentlich" oder "schmutzig". Ebenso auch "chaotisch" und "unkalkulierbar". Dan verwendet diesen Begriff mehrmals in der Aufführung und bezeichnet sich selbst in spielerischer Herabwürdigung seiner selbst als "Messy Bitch" und meint damit unter anderem seinen Wunsch, zugleich die Kontrolle zu behalten und sich seinem Partner hinzugeben (auch als "topping from the bottom" bekannt – aber dafür mach ich jetzt nicht noch eine Fußnote…)

 

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Daniel Cremer

Daniel Cremer tritt als Performancekünstler, Regisseur und Körperforscher in Erscheinung. Die von ihm geschaffenen Erfahrungsräume konzentrieren sich auf intime Begegnungen zwischen Körpern, Worten, Ideen und Gesten. Derzeit bereitet er zusammen mit Melanie Bonajo, Yanna Rüger und dem Ensemble des Theaters HORA in Zürich die theatrale Film-Installation "Schule der Liebenden" vor, Premiere im Dezember 2023. Im kommenden Februar bringt Daniel in Berlin seine nächste Soloshow heraus: "Like a Prayer" ist eine Ekstaseübung und Tiefenbohrung ins musikalische Menschheitserbe des deutschen Schlagers, koproduziert von der komischen Oper Berlin. Sein Solo "Miracle of Love" war 2020 zum Festival Radikal Jung eingeladen.