Frankenstein oder: Schmutzige Schöpfung

nach Mary Shelley und Thomas Melle in einer Fassung von Philipp Arnold

Dem Wissenschaftler Viktor Frankenstein scheint gelungen, wonach sich die Menschheit seit Ewigkeiten sehnt: gleich einem Gott die Gesetze von Leben und Tod zu überwinden. In einer stürmischen Nacht experimentiert er in seinem Ingolstädter Labor mit totem Material, und ein zusammengenähtes Herz beginnt tatsächlich zu schlagen. Ein menschengleiches Geschöpf erblickt das Licht der Welt. Doch für ihren Erschaffer entpuppt sich die Kreatur schnell als Quell des Grauens. Voller Abscheu verstößt Frankenstein sein namenloses Monster, das von da an auf sich allein gestellt umherirrt. Auf der vergeblichen Suche nach Zugehörigkeit und Sinn schwört es schließlich Rache – und so beginnt eine Jagd, die Schöpfer und Schöpfung bis ans Ende der Welt führt und in Tod und Verzweiflung endet.

Doch wer ist hier eigentlich das Monster? Die erst 18-jährige Mary Shelley begann die Arbeit an "Frankenstein" im Rahmen des ikonischen Schreibwettbewerbs am Genfer See im Sommer 1816 – einem dunklen Sommer, in dem die Sonne aufgrund der klimatischen Folgen eines Vulkanausbruchs in Indonesien auch tagsüber nicht schien. Ihr zwei Jahre später unter einem Pseudonym erschienener Roman ist heute ein moderner Klassiker, wurde vielfach verfilmt und gilt als Geburtsstunde des Horror- und Science-Fiction-Genres. Darin setzt sich die spätere Anarchistin mit grundsätzlichen Fragen zur Menschlichkeit in einer immer schnelllebigeren Moderne auseinander und hinterfragt so die menschliche Hybris in einem Zeitalter gesellschaftlicher Entfremdung und individueller Verlorenheit.

Hausregisseur Philipp Arnold und sein Team entwerfen anhand dieses ikonischen Stoffes virtuelle Möglichkeitswelten und spüren so urmenschlichen Sehnsüchten und Verfehlungen nach. In einer Zeit, in der der Mensch zunehmend hinter seinen eigenen Erfindungen verschwindet und ein schier unregulierter technischer Fortschritt uns vor immer komplexere Probleme stellt, rückt eine Frage immer mehr ins Zentrum: Auf was kann der Mensch sich noch verlassen? Und: Können wir überhaupt noch Verantwortung für das tragen, was wir erschaffen?

1 Stunde 40 Minuten, keine Pause
Premiere am
Kostüme Julia Dietrich
Lichtdesign Anja Sekulic
Dramaturgie Anouk Kesou
Regieassistenz Rebecca Fischer
Bühnenbildassistenz Matteo Marangoni
Kostümassistenz Julie Fritsch

Besetzung

Frankenstein Cedric Stern
Eine Kreatur Nina Noé Stehlin
Elisabeth Carolin Hartmann
Shelley, eine Intelligenz Jawad Rajpoot
Trailer
Auf dem Blog
Im Gespräch
Bühnenbildnerin Lili Anschütz hat für das Stück "Frankenstein oder: Schmutzige Schöpfung" verschiedene Wetterphänomene geschaffen. Ein Gespräch über künstlichen Schnee, welche Witterung auf der Bühne unbeliebt ist und Nachhaltigkeit in der Requisite.
Pressestimmen

"Philipp Arnold schafft starke Bilder und poetische Momente, die zeigen, wie nah Schönheit und Zerstörung beieinander liegen können." - Abendzeitung

"Wenn das Geschöpf selbst zum Schöpfer wird, wird der Schöpfer auch zum Geschöpf. Wo das in Bezug auf künstliche Intelligenz hinführt, findet die Menscheit gerade heraus. Diese Inszenierung ist eine wunderbare Momentaufnahme dieser dräuenden Bewusstwerdung." - SZ

"Nina Noé Stehlin spielt hier beeindruckend, in unkoordinierter Gestik und verdrehter Syntax. Julian Gutmann überzeugt als gelangweilter KI-Höriger beim ersten Auftritt, am Ende als ohnmächtig vor seiner 'Kreatur' stehender. Cedric Stern wird als Frankenstein in dem Maße, in dem die Simulation vom Roman abweicht, präsenter; anfangs scheint er schematisch – was wohl gewollt ist. Denn auch Carolin Hartmann als Elisabeth gibt lange das Klischee der romantisch-albern Verliebten mit Komödien-Aspekt, Anton Nürnberg den romantisierenden Henry: literarische Figuren, die den Seiten entsteigen." - nachtkritik.de

#ImGespräch

Hinweis zur Inszenierung

Es kommt zum Einsatz von Stroboskoplicht.