Unsterblichkeit oder: Die letzten sieben Worte Emilia Galottis

von Arna Aley

"Eine Rose gebrochen, ehe der Sturm sie entblättert." — HÄ? Nochmal auf Anfang: Der Prinz von und zu Nymphenburg und Princess Amalia of Saxony feiern Hochzeit, die jedoch trotz Glückwünschen des bayrischen Ministerpräsidenten nicht ohne Zwischenfälle vonstatten geht. Kurze Zeit später ist die Prinzessin bewusstlos und der Prinz – entführt? Jedenfalls findet sich das Blumenmädchen Nailia schlaftrunken im Schlafgemach des Prinzen wieder, wo dieser seine Hochzeitsnacht damit verbringt, gemeinsam mit seinem Kammerdiener Marinelli eine (neurechte) Wahlstrategie zu entwickeln, die hoffentlich nicht zu Nebenhandlung verkommt. Aber wer hat hier eigentlich wem Schlafmittel in den Drink gekippt? Es braucht eine neue Erzählung, denn wer hat schon Bock darauf, sich in die statisch-reflexive Seitenlage einer deutschen Emilia hineinzuversetzen, um sich "aufgeklärte" Reaktionsmuster anzueignen? Gräfin Orsina sicher nicht, die unter dem #orsinaspace fordert, Frauenfiguren endlich als komplexe Wesen darzustellen. Plötzlich setzt ein Hype um Caspar David Friedrich endgültig alle außer Gefecht und im wilden Ritt durch das deutsche bürgerliche Trauerspiel darf Nailia – Herkunft nach eigener Aussage krimtatarisch – endlich darauf hinweisen, was die Ereignisse von 1772 mit der heutigen Weltpolitik zu tun haben.

Arna Aley nimmt in ihrem Auftragswerk für das Münchner Volkstheater die wohl berühmteste Entführungsgeschichte der deutschen Dramenliteratur und das deutsche bürgerliche Trauerspiel höchstselbst auseinander. Denn ein realer Sehnsuchtsort für die Nation muss her, oder?

Uraufführung
Premiere am
Bühne und Kostüme Lili Anschütz
Elektroakustische Komposition Adel Akram Alameddine
Dramaturgie Nicholas Zöckler

Besetzung

Der Prinz von und zu Nymphenburg Anton Nürnberg
Princess Amalia of Saxony Liv Stapelfeldt
Die Gräfin Orsina Luise Deborah Daberkow
Marinelli Steffen Link