Auch die Rückseite des Theaters soll gut aussehen

Ein Gespräch mit Elisabeth Merk, oberste Stadtplanerin Münchens
Als oberste Stadtplanerin Münchens hat Elisabeth Merk ganz andere Sachen im Blick. Sie achtet aufs große Ganze und befindet sich mit ihren Gedanken schon ganz weit in der Zukunft.

Frau Merk, was verbinden Sie persönlich mit dem Viehhof?

Meine größte Verbindung ist die zu den Denkmälern, zu den Bestandsbauten. Da sieht man ein Stück Stadtgeschichte. Und durch "Live aus dem Schlachtof" habe ich ihn als kulturellen Ort abgespeichert.

 

Und beruflich, als oberste Stadtplanerin Münchens?

Der Viehhof ist ein interessantes Testgelände. Das Volkstheater dort zu bauen, war eine tolle Entscheidung, von der auch das Theater profitieren wird. Ein inspirierender Ort. Die Stadt braucht Orte, die nicht so aufgeräumt sind.

Das ganze Schlachthofviertel erscheint ein wenig vergessen.

Vergessen ist es nicht, wir brauchen es ja aktuell. Man sieht hier aber schön die Zwiebelringe der Stadtentwicklung. Der Südfriedhof bildete einmal die Stadtgrenze. Dahinter kam das, was die Stadt am Leben hielt: Die große Tafel, das "Tischlein deck dich" der Stadt.

Wie wird das neue Volkstheater das Schlachthofviertel verändern?

Wenn frei gewordene Flächen in der Stadt neu bebaut werden, müssen wir uns meist überlegen, wie wir eine kulturelle Nutzung dorthin bekommen. Am Viehhof ist es genau umgekehrt: Die Kultur ist zuerst da, und wir dürfen ein Stückchen Stadt drumherum bauen.

Klingt nach einer schönen Aufgabe.

Unsere Aufgabe ist, Nutzungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit ihren Bedürfnissen gut zusammen zu bringen. Fürs Theater bedeutet das: kommt das Theater mit dem Lärm, dem Geruch, dem Verkehr zurecht? Was sagen die Nachbarn?

 

Sind sie mit dem Ergebnis des Architekturwettbewerbes zufrieden?

Das Theater muss auch zusammengehen mit den Wohnbauten, die später dort realisiert werden. Deshalb haben wir uns auch darum gekümmert, dass die Rückseite des Baus gut aussieht. Das Theater braucht nach allen Seiten hin einen Auftritt.

Das Theater muss auch zusammengehen mit den Wohnbauten, die später dort realisiert werden.

Wie wird der Rest des Geländes einmal aussehen?

Ein Theater muss man auch wirtschaftlich denken. Es hat eine Anlieferung, die nicht unproblematisch ist. In diesen Bereich wird künftig Gewerbe hinkommen. Und entlang der Gleise entsteht eine Grünfläche, die eine Brücke zur Isar hin schlagen soll.

 

Bedeutet Stadtplanung auch: Stadtentwicklung einfach geschehen lassen?

Stadtplanung braucht Zeit. Man muss sich so viel wie möglich offenhalten. Wir Stadtplaner sind ja wie ein Hündchen, das herumschnüffelt: Wo gibt es noch Entwicklungsflächen? Für mich wird daher schon bald eine ganz andere Frage spannend: Was kommt dahin, wo jetzt das Theater ist?

© Manuel Braun