Endlich wieder Alien Disko

Die Alien Disko findet nach mehrjähriger Pause zum ersten Mal im Münchner Volkstheater statt. Im Interview erzählen die beiden Musiker Markus und Micha Acher von der Besonderheit ihres Festivals und was das Publikum an den beiden Festivaltagen erwartet.

Interview: Tobias Obermeier

Wie weit sind die Planungen einen Monat vor dem Festival?
Micha Acher: Das Programm steht. Das heißt, alle Bands haben zugesagt und gerade befinden wir uns im Finetuning. Es geht darum, wer vom Team welche Bühne betreut, wie die Gästeabholung am Flughafen genau aussieht. Also wer wann ankommt und abgeholt wird. Wir müssen schauen, dass alle pünktlich da sind. Das muss alles genau abgestimmt sein. Und da sind wir jetzt dran. 

Was erwartet das Publikum an den zwei Tagen?
Markus Acher: Wir haben dieses Jahr 18 Bands. Also jeden Tag 3 Bands auf 3 Bühnen. Viele kommen aus Südamerika, wie Juana Molina aus Argentinien oder Bruno Berle aus Brasilien. Und da wir mit einigen Bands in Japan befreundet sind, haben wir aus dem Land auch wieder Gäste hier. Es sind eigentlich immer Bands, die man nicht so einfach einordnen kann und die Genregrenzen sprengen. Auch wenn man sich jetzt nicht für Jazz oder experimentelle Elektromusik interessiert, wird man begeistert sein, weil es immer sehr unterhaltsame und enthusiastische Freaks sind, die etwas besonderes machen. Und das ist immer ein extremer Spaß.

Das Plakat zu Alien Disko #5
Es sind eigentlich immer Bands, die man nicht so einfach einordnen kann und die Genregrenzen sprengen. [...] Und das ist immer ein extremer Spaß.
Markus Acher

Was war die Ursprungsidee hinter der Alien Disko?
Markus Acher: Viele Bands kommen einfach nicht mehr nach München. Wenn man auf den Tourplan von ungewöhnlichen und neuen Bands schaut, ist München eigentlich nie dabei. Wenn dann kommen sie nach Köln, Hamburg oder Berlin. Deswegen haben wir mit Alien Disko angefangen. Um gebündelt an zwei Tagen ganz viele Bands auf drei Bühnen spielen zu lassen, die unbekannter sind und zu denen womöglich nicht so viele kommen würden, wenn sie in München wären. Die Alien Disko steht also für Sachen, die man vielleicht nicht kennt und sie steht für Internationalität. Das ist uns sehr wichtig.

Inwiefern?
Markus Acher: Gerade in einer politischen Zeit, in der Grenzen wieder geschlossen werden und die Stimmung zunehmend konservativer und nationalistischer wird, möchten wir etwas entgegensetzen.

Markus und Micha Acher im Interview mit Tobias Obermeier

Woran liegt es, dass viele Bands einen Bogen um München machen?
Micha Acher: Bei den speziellen Sachen kamen einfach zu wenige Leute. Jeder Veranstalter hier in München hatte totale Probleme, weil keiner gekommen ist. Bevor es die Alien Disko gab, haben wir Bands, die wir bewundern und die eben nicht nach München gekommen wären, als Vorbands zu unseren Konzerte eingeladen. Das war eigentlich der Anfang der Alien Disko.

Welche Rolle spielt Spontanität während des Festivals?
Markus Acher: Dafür gibt es jeden Abend nach den Konzerten den Soundcrash bzw. den Soundclash. Wir haben nach einem Format gesucht, mit dem wir die Münchner Musikszene in das Festival einbinden können. Anstatt eines üblichen DJ-Sets nach den Konzerten spielen Münchner Bands an verschiedenen Orten des Volkstheaters wie im Schmock oder im Foyer. Auch unsere internationalen Gäste stoßen dann dazu und fangen an mitzuspielen. Das haben wir mittlerweile soweit ausgebaut, dass wir im Vorfeld Stücke mit ihnen proben, die sie dann mit uns spielen können. Es ist total toll, wenn so ein Austausch stattfindet und das Publikum dann auch was von der sehr besonderen Musikszene hier mitkriegt. Mittlerweile freuen sich die Leute richtig darauf.

Die Alien Disko steht also für Sachen, die man vielleicht nicht kennt und sie steht für Internationalität. Das ist uns sehr wichtig. Gerade in einer politischen Zeit, in der Grenzen wieder geschlossen werden und die Stimmung zunehmend konservativer und nationalistischer wird, möchten wir etwas entgegensetzen.
Markus Acher

Sozusagen eine Art des interkulturellen Musikaustauschs.
Micha Acher: Ja genau, das ist es. Dadurch sind sehr viele Freundschaften entstanden.
Markus Acher: Bei der ersten Ausgabe luden wir das japanische Duo Tenniscoates ein und daraus ist auch gleich eine Band entstanden. Wir spielten damals mit der Hochzeitskapelle, unserer Akustik-Band, und baten sie mitzuspielen. Zuhause in Tokio gründeten sie dann eine ähnliche Blaskapelle. Zayaendo heißt die und die gibt es immer noch. Mit der kamen sie im darauffolgenden Jahr nach München. Letzten November waren wir in Japan, um mit der Band Gratin Carnival aufzunehmen. Dieses Jahr kommt sie zu uns. Für die Bandmitglieder ist es das erste Mal außerhalb Japans.

Tretet ihr auch auf?
Micha Acher: Ja, wir begleiten die Künstlerin ADA mit einem Ensemble, das wir für den Abend extra zusammenstellen.

Letztes Jahr musste das Festival abgesagt werden, da eine Förderung nicht bewilligt wurde. Warum hat es dieses Jahr geklappt?
Micha Acher: Wir haben wieder einen Antrag gestellt und dieses Mal wurde er bewilligt. Letztes Jahr war lange nicht klar, ob wir die Förderung bekommen. Am Ende haben wir sie nicht bekommen. Wir wären einfach auf zu hohen Kosten sitzen geblieben. Es ist jedes Jahr ein krasser Kampf. Es ist ja nicht gewährleistet, dass man eine Förderung bekommt.

Gibt es Möglichkeiten, wie das Publikum euch zusätzlich unterstützen kann?
Micha Acher: Wir bieten dieses Jahr das erste Mal ein Supporterticket für 150EUR an. Und wir haben auch ein Spendenkonto eingerichtet, damit wir auch nächstes Jahr wieder stattfinden können.
Markus Acher: Die Bands spielen alle auch für weniger Geld. Daher ist jede Unterstützung gut.

Die Alien Disko findet bereits zum fünften Mal statt. Braucht München euer Festival?
Micha Acher: Das würde ich nicht sagen. Aber es sind einfach tolle Abende. Hier kommen so viele Genres zusammen. Als Publikum kennt man eigentlich fast nichts, aber man kann sich hundertprozentig sicher sein, dass man nicht enttäuscht sein wird. Man lernt Musik aus den unterschiedlichsten Bereichen kennen. Zum Beispiel tritt die indische Sängerin MD Pallavi zusammen mit dem Cellisten Andi Otto auf. Oder Kabeaushé, ein großartiger Musiker aus Kenia, der schon fast theatermäßige Inszenierungen macht. Das ist alles total toll.
Markus Acher: Auch wenn es als Musiker*innen fast unmöglich ist, im teuren München zu leben, gibt es wahnsinnig tolle Bands und Künstler*innen in der Stadt. Und wenn man die Leute von überall hierher einlädt, kann man ihnen auch zeigen, was hier passiert. Dann sieht man München selbst wieder mit anderen Augen. Es passieren wahnsinnig spannende Sachen hier und umgekehrt nehmen die Musiker*innen auch ganz viel Inspiration mit.

MD Pallavi und Andi Otto

MD Pallavi und Andi Otto

Ein Foto von Kabeaushé

Kabeaushé

Wird die Alien Disko ihr zehnjähriges Jubiläum feiern?
Micha Acher: Hoffentlich! Also wir sind sehr glücklich, dass wir das hier im Volkstheater machen dürfen. Christian Stückl hat von Anfang an gesagt, dass man das hier einrichten kann. Und jetzt schauen wir mal, wie es läuft. Und wenn es gut läuft, könnte die Alien Disko hier immer wieder stattfinden. 

Das heißt, ihr habt die volle Rückendeckung?
Micha Acher: Absolut! Wir haben den Christian einmal getroffen und er hat sofort zugesagt, ohne irgendwas in Frage zu stellen.

Wann ist die Alien Disko in euren Augen geglückt?
Markus Acher: Wenn die Bands und die Zuschauer sagen, sie wollen wiederkommen.

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