Der Jäger Simmerl mit Waffe im Wald in dem Stück "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben"

Wie gefährlich sind Waffen auf der Theaterbühne?

Der tragische Unfall auf einem Filmset in den USA, bei dem eine Kamerafrau durch einen Pistolenschuss tödlich verletzt wurde, sorgte weltweit für Bestürzung. Auch auf der Theaterbühne werden Schusswaffen verwendet. Kann so etwas auch hier passieren?

Autor: Tobias Obermeier

Über 346 mal wurde bisher "Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben" seit der Premiere 2005 auf der Bühne des Münchner Volkstheaters gespielt. Und genauso oft ist es die Figur des Jäger Simmerl (Markus Brandl) gewesen, die bei der Hofjagd gleich zu Beginn der Inszenierung mit einem Gewehrschuss den alten Brandner Kaspar verletzt.

Aber dass es dabei mit einer Schreckschusspistole zu einem Unfall kommt, oder sich sogar versehentlich echte Munition in der Waffe befindet, wie es wohl bei einem tödlichen Drehunfall in den USA vor wenigen Tagen der Fall war, ist beim Münchner Volkstheater so gut wie ausgeschlossen: "Wir benutzen auf der Bühne nur Dekowaffen und schießen dann aus dem Off mit der Schreckschusswaffe. Das heißt, der oder die Schauspielerin tut nur so und wir kriegen ein Lichtzeichen und schießen dann hinter der Bühne." Tim Schnabbe ist Requisiteur am Volkstheater und bei den Inszenierungen für die Waffen zuständig. Und für ihn kommen Schreckschusswaffen auf der Bühne eigentlich nicht infrage.

Schreckschusswaffen sind so laut, dass die Schauspieler*innen ein Klingen im Ohr bekommen würden.

Requisiteur Tim Schnabbe im Fundus des Volkstheaters

Denn das Imitieren eines Schusses auf der Bühne hat nicht nur mit Sicherheitsgründen zu tun. Schreckschusswaffen sind so laut, dass die Schauspieler*innen ohne Schutz ein Klingen im Ohr bekommen würden. Und das will niemand. Gleich gar nicht während einer Aufführung. Daher steht bei den relevanten Inszenierungen wie bei "Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben" jemand aus der Requisite hinter der Bühne und wartet auf das Signal, bis der echte Schuss genau zum richtigen Zeitpunkt abgegeben werden kann.

Es gibt aber auch hin und wieder Produktionen, bei denen darauf bestanden wird, dass auf der Bühne geschossen wird. Bei einer Inszenierung vor einigen Jahren wollte der Regisseur eine echte Kalashnikov mit Schreckschussmunition verwenden. Während der Probe wurde damit geschossen und in der ersten Reihe waren es 132 Dezibel - so laut als würde ein Düsenjet durch das Theater fliegen. "Das geht überhaupt gar nicht", so Schnabbe. "Hinzu kommt, dass 20 Meter in Schussrichtung niemand stehen darf, weil kleine Stücke von Patronenhülsen umherfliegen können, die 600 Grad heiß sind." Letztendlich wurde auch hier aus dem Off geschossen.

Und wenn doch Schreckschusswaffen auf der Bühne verwendet werden? Dann sind es nicht die 9mm-Kaliber, sondern die kleineren 6mm. Die sind nicht ganz so laut und erinnern eher an eine Spielzeugpistole für den Fasching. Aber selbst beim kleinsten Kaliber kann es gefährlich werden: "Die Platzpatronen sind aus Metall und es kann immer vorkommen, dass sich beim Schuss kleine Metallsplitter lösen und abgefeuert werden. Das darf man einfach nicht unterschätzen."

Es kann immer vorkommen, dass sich beim Schuss kleine Metallsplitter lösen.

Wegen diesen Gefahren braucht man für Schreckschusswaffen eigentlich den kleinen Waffenschein. Es sei denn, man ist auf einem befriedetem Gebiet, wie im Juristendeutsch Räume bezeichnet werden, die nicht für jeden zugänglich sind. Und das ist beim Volkstheater der Fall. Die Schreckschusswaffen werden in einem abgesperrten Waffenschrank im Fundus aufbewahrt. Keiner der Requisiteure hat einen Waffenschein. Aber in den 20 Jahren, seitdem Tim Schnabbe beim Volkstheater arbeitet, ist noch kein Unfall passiert - außer dass jemandem mal die Ohren klingelten, weil die Ohrstöpsel vergessen wurden.

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