"Es wird eine andere Größenordnung als bisher"

Kulturreferent Anton Biebl über das neue Volkstheater
Als Kulturreferent veranwortet Anton Biebl das Budget des Volkstheaters. Sein Blick in den Haushaltsplan zeigt: mit dem Umzug ins neue Haus wird auch das Ensemble und das Team des Theaters wachsen. 

Interview: Christian Gottwald / Foto: Gabriela Neeb

Und? Haben Sie sich den Rohbau schon angesehen?

Ja, ich stand auf dem Baugerüst. Von dort kann man die beeindruckenden Dimensionen des neuen Volkstheaters überblicken. Welchen Eindruck machten die leeren Räume auf Sie? Christian Stückl und ich waren von den Ausmaßen überwältigt. Aber es ist ein Bau, wie es ihn das Volkstheater verdient hat.

 

"Verdient" im eigentlichen Sinne?

Der Neubau des Volkstheaters für 130 Millionen ist einzigartig in der Bundesrepublik. Für mich ist das ein kulturpolitisches Zeichen und eine Wertschätzung für das, was das Volkstheater bisher geleistet hat.

 

Viel Raum, der da bespielt werden kann.

Spielstätten mit 600 und 200 Plätzen plus ein Foyer – das wird eine andere Größenordnung als bisher. Der Vertrag mit Christian Stückl läuft zum Glück bis 2025, da ist das Projekt in guten Händen. Mit zusätzlichem Personal und mehr Zuschuss ist das Theater gut gerüstet.

Es ist ein Bau, wie ihn das Volkstheater verdient hat.
© Gabriela Neeb
Für mich ist das ein kulturpolitisches Zeichen und eine Wertschätzung für das, was das Volkstheater bisher geleistet hat.

Wie stark wird das Team wachsen?

Zurzeit haben wir 105 Stellen, künftig werden es 155 sein.

 

Wie wird sich der laufende Etat entwickeln?

Derzeit beträgt der Etat 10,2 Mio. Euro, etwa 20 Prozent ist durch Kartenverkäufe gedeckt. Ab 2022 sind es 14,9 Mio. Euro.

 

Das entspricht etwa 6 Prozent des Münchner Kulturetats. Müssen andere verzichten, weil das Volkstheater wächst?

Nein, das ist eine zusätzliche Finanzierung durch den Münchner Stadtrat. Die Stadt wird größer und diverser, es gibt mehr Nachfrage. Beim Volkstheater ist unser Ziel, bisherige Fans zu halten und neue zu gewinnen.

 

Würden Sie ins Programm eingreifen, etwa um die Zahl der Kartenverkäufe zu erhöhen?

Die Auslastung und die Zahl der Vorstellungen beobachte ich natürlich. Aber ich würde nie sagen, dass wir ein bestimmtes Programm spielen sollten. Das ist die künstlerische Freiheit und die Verantwortung des Intendanten.

 

Gehört zum Markenkern des Volkstheaters nicht auch ein bisschen das Beengte, Provisorische, Kaputte?

Ja, stimmt. Das Volkstheater an der Brienner Straße hat einen eigenen Charme. Ich glaube, dass sich der auch am Viehhofgelände entwickeln kann. Dort haben viele Ecken den Reiz des Noch-nicht-fertigen.

 

Kernkonzept des Theaters bilden die vielen jungen Theatermacher. Kann das so bleiben?

Auf jeden Fall! Das kann man eins zu eins so fortsetzen. Nur dass jetzt alle eine viel bessere technische Ausstattung haben werden.

 

Was kann das Theater, was das Kino nicht kann?

Theater betrifft einen unmittelbar. Ich mag Stückls Metapher von der Manufaktur: Theater wird jeden Abend handgemacht.