Das Foto zeigt ein Portrait von Erich Braun

"Ich bewundere diese Leistung"

Ein Gespräch mit Erich Braun, Leiter des Umzugsunternehmens

Den Umzug des Theaters ins neue Haus organisierte Erich Braun mit seinem Team. Für ihn und seine Firma wird nach
36 Jahren Zusammenarbeit eine Ära zu Ende gehen.

Interview: Christian Gottwalt

 

Herr Braun, Sie organisierten den Umzug des Volkstheaters ins neue Haus. Wie ging der vor sich?
Der Umzug begann in der dritten Juniwoche. Zuerst kamen die Werkstätten dran, also Schreinerei und Schlosserei, dann die Requisite, der Ton, dann die Büros und ganz zum Schluss die Verwaltung und die Intendanz. Es musste ja eine Bastion geben, die nicht zum Provisorium wird.

Hatten Sie vor einem Teil besonderen Respekt?
Ich hatte nur die Befürchtung, dass alle auf einen Schlag umziehen wollen und dass jeder sagt: Ich will zuerst! Dann zogen wir in einem Zwei-Tages-Takt um - Abteilung für Abteilung. So viel Manpower hatten wir nicht, um es schneller zu machen.

Wie groß ist Ihr Unternehmen?
Wir sind zehn Leute und haben zwei Lastzüge und drei Transporter.

 

Anfangs war noch nichts einzulagern. Das kam erst mit dem Erfolg des Theaters, dass die Dekorationen immer aufwändiger wurden.

 

Wie viele Fahrten waren nötig?
Mehr als hundert. Es blieb ja auch viel da, vor allem das Mobiliar. Die Schreibtische und Schränke gehen meist nicht mit. Dazu kommen noch die Dekorationen, die bei uns lagern.

Man muss erklären, dass Sie nicht nur für den Umzug des Volkstheaters in den Neubau zuständig waren, sondern auch für die Logistik der Kulissen im täglichen Theaterbetrieb.
Ja, und das seit 1985! Damals war unser Umzugsunternehmen drei Jahre alt. Ich hatte zuvor als Hilfsbeleuchter an den Kammerspielen gearbeitet. Eine Kollegin gab mir den Tipp, mich als Spediteur für das Volkstheater zu bewerben.

Und seither lagern Sie die Kulissen?
Anfangs war noch nichts einzulagern. Das kam erst mit dem Erfolg des Theaters, dass die Dekorationen immer aufwändiger wurden. Und dass immer weniger Lagerplatz im Theater war. Daraufhin lagerten viele Kulissen auf unserem Gelände in Unterhaching in großen Seecontainern.

 

Ist Kulissenlogistik ein kompliziertes Geschäft?
Der tägliche Betrieb hat sich allein durch die Lektüre des Spielplans selbst erschlossen. Es gibt mit dem Theater kein einziges Stück Papier. Nur manchmal rief das Theater an, wenn ein Schauspieler krank war: Könnt ihr das in zwei, drei Stunden liefern? Dann sagten wir: Auf geht's! Als Logistiker sind wir flexibel, das ist unser Leistungsversprechen.

Mit dem Umzug in den Neubau wird nach 36 Jahren Zusammenarbeit eine Ära zu Ende gehen.
Ja. Im neuen Haus werden alle Kulissen Platz im Lager haben und dadurch verlieren wir den Auftrag.

Schmerzt der Umsatzverlust?
Es waren etwa 20 Prozent. Das ist schon ein Batzen, wenn der wegfällt. Wir waren bisher an drei bis vier Tagen pro Woche beim Volkstheater. Aber das Geschäft mit dem Theater ist ja wegen Corona schon länger ausgefallen. Das fangen wir schon auf. Und die Gastspiele bleiben ja.

Ich gehe ins Theater, wie andere in die Natur gehen, das brauche ich, damit ich einen anderen Teil der Welt erleben kann.

Was leisten Sie da?
Wenn das Volkstheater auswärts gastiert, bringen wir die Sachen dahin. Jedes Theater, das auf Reisen geht, hat seinen eigenen Spediteur.

Wie stehen Sie selbst zum Theater?
Ich gehe ins Theater, wie andere in die Natur gehen, das brauche ich, damit ich einen anderen Teil der Welt erleben kann.

Wie finden Sie das neue Haus?
Ich bin schier sprachlos, es ist so groß und hochprofessionell. Ich bewundere diese Leistung, in so kurzer Zeit eine derart komplexe Maschine hinzustellen. Trotz Corona wurde alles pünktlich fertig. Das war eine großartige Logistik, da kann man wirklich nichts sagen.