Das Foto zeigt ein Portrait von Anton Biebl

"Ich wusste, was auf uns zukommt: Das Wunder von München"

Ein Gespräch mit Kulturreferent Anton Biebl

Interview: Christian Gottwalt

Herr Biebl, welchen Eindruck hätten Sie vom Neubau gewonnen, wenn Sie nur die Presseberichte gelesen hätten?
Da ich das Neubauvorhaben von Anfang an begleiten durfte, wusste ich schon recht gut, was auf uns zukommen wird. Die SZ titelte "Das Wunder von München". Und das meinte nicht nur, dass das Neubauvorhaben im Zeit- und Kostenplan geblieben ist, sondern auch, dass es außergewöhnlich ist, dass eine Stadt ein neues Theater errichtet.

Haben Kostenexplosionen und Bauverzögerungen auch einen Vorteil: dass sie ein Bauvorhaben berühmt machen?
Das ist eine Berühmtheit, auf die ich gerne verzichten kann. Daher macht es mich richtig stolz, dass die Stadt seriös geplant hat und die Umsetzung mit verlässlichen Partnern planmäßig gestemmt hat. Trotz Pandemie und allgemeiner Kostensteigerungen im Baugewerbe und bei Rohstoffen.

Wir wollen so viele Perspektiven eröffnen, wie es der Vielfalt unserer Stadtgesellschaft gerecht wird.
Münchner Volkstheater (c) Florian Holzherr

Wie lässt sich die Bedeutung des neuen Volkstheaters für Münchens Kulturlandschaft umschreiben?
Mit seinem Repertoire, dem Festival "Radikal jung" und großer künstlerischer Leidenschaft hat sich das Volkstheater viele treue Fans und den Respekt der Kolleg*innen der anderen Häuser erarbeitet. Es steht für frische Klassiker, klare Aussagen, mutige Neuheiten. Und es ist einladend, für alle offen, verbindet Generationen. Das Volkstheater sehe ich daher auf der Ebene der Kammerspiele und des Residenztheaters. Nun hat es auch einen adäquaten Neubau, um in dieser weithin beachteten Liga mitzuspielen.

Stehen eigentlich die Stadt und der Freistaat als Theaterbetreiber in Konkurrenz?
Wir alle haben dieselbe Aufgabe: Den Münchner*innen ein vielseitiges Theaterangebot zu eröffnen, Begeisterung für Kunst zu wecken und für Impulse und Inspiration zu sorgen. Viele verschiedene Akteur*innen tragen dazu bei, auch die freie Szene. Wir wollen so viele Perspektiven eröffnen, wie es der Vielfalt unserer Stadtgesellschaft gerecht wird.